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Regionalität: Umweltschutz und Qualität

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In ihrer mexikanischen Heimat können sie mannshoch werden, in Deutschland gelten sie schon lange als das vor-adventliches Pflanzensymbol. Es heißt, dass Alexander von Humboldt sie von seiner Amerikareise mit nach Zentraleuropa brachte und sie dann im Sturm die Herzen der Gartenliebhaber eroberten. Die Rede ist von den Weihnachtssternen, deren rötliche Färbung hoffnungsvolle Stimmung in die grauen Herbsttage bringen.

Weihnachtssterne gehören zu den sogenannten „Warmhausprodukten“ des Gartenbaus. Das heißt, sie müssen in geheizten Gewächshäusern stehen, bevor sie in den Verkauf gelangen. Heizen ist bekanntlich gerade enorm teuer, in den Niederlanden sind zudem die staatlichen Energiesubventionen für den Gartenbau drastisch gekürzt worden. Was dann wohl bedeuten wird, dass die Masse der dortigen Weihnachtssterne vor der eigentlichen Heizperiode auf den Markt kommt.

Nun ist es aber so, dass so mancher Liebhaber von Weihnachtssternen diese nicht weit vor dem 1. Advent, sondern erst einige Tage vor dem 24. Dezember als Raumschmuck kaufen möchte. Dann dürfte es von dem holländischen Massenangebot kaum mehr Pflanzen geben. Dank der regional orientierten Gartenbaubetriebe in Deutschland wird es aber Poinsettien aus heimischer Produktion geben. Auch noch kurz vor Weihnachten, wie eine Umfrage auf den Blumengroßmärkten zeigt.

Diese Poinsettien, die hauptsächlich über den Blumenfacheinzelhandel verkauft werden, erfüllen auch viel höhere Qualitätsstandards als die Massenware. Denn Weihnachtssterne sind nicht nur kälte- und windempfindlich, sie dürfen im Gewächshaus auch nicht zu nahe beieinanderstehen. Dieser Pflanzen-Wunsch wird von den heimischen Erzeugern erfüllt, zudem stehen die Poinsettien kühler und können sich durch eine längere Wachstumsphase kräftiger entwickeln. Lange Haltbarkeit ist das Ergebnis. Wer lange Freude an seinem Weihnachtsstern haben möchte, der sollte auf regional erzeugte Pflanzen zurückgreifen.

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Wie hier in Frankfurt am Main: Kurze Wege vom regionalen Erzeuger zum Blumengroßmarkt und von dort zum örtlichen Blumengeschäft. Gut für die Umwelt, gut für die Weihnachtssterne.

Foto. Pippert

Wunsch nach Klimaschutz durch heimische Produkte

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Die regionale Produktion von Blumen und Pflanzen hat viele Vorteile, insbesondere in Bezug auf Umwelt- und Klimaschutz.

Allein die Tatsache, dass die Produkte nicht viele hundert Kilometer mit dem LKW oder gar mit dem Flugzeug aus Übersee transportiert werden müssen, reduziert die Belastung mit CO2. Nun zeigt der Blick in die Vergangenheit, dass Umweltaspekte eine geringere Rolle spielen, wenn – wie gegenwärtig – wirtschaftliche Krisen das Leben schwieriger machen. Überraschender Weise scheint dies aktuell nicht der Fall zu sein.

Schon im Sommer 2022 zeigten Meinungsumfragen, dass trotz ökonomischem Krisenmodus die deutsche Bevölkerung die Problematik des Klimawandels und die Dringlichkeit des Umweltschutzes nicht aus den Augen verloren hat. Diese Ergebnisse wurden nun durch das renommierte Institut für Demoskopie Allensbach untermauert.

Eine der zentralen Fragen der aktuellen Untersuchung war: Wofür würden Sie einen Rückgang des Wohlstands in Kauf nehmen? An erster Stelle wurde mit 64 Prozent die „Unabhängigkeit von anderen Ländern bei der Energieversorgung“ genannt. Nicht verwunderlich, verändert doch diese Abhängigkeit aktuell das Leben vieler Bürger. An zweiter Stelle geht es aber schon um den Umweltschutz. Immerhin 62 Prozent der Befragten nannten den „Erhalt von Ressourcen und der Artenvielfalt“. An dritter Stelle, mit 57 Prozent Stimmanteil, wurde „besserer Klimaschutz“ genannt.

Weiterhin ergab die Befragung, dass 60 Prozent der Bürger möchten, dass mehr im eigenen Land produziert wird. Immerhin 54 Prozent messen einer damit einhergehenden Verringerung von wirtschaftlichen Abhängigkeiten eine so große Bedeutung zu, dass sie auch dafür Wohlstandsverluste in Kauf nehmen würden.

In Deutschland produzieren und dabei klimaverträglich handeln und unsere Umwelt im Blick haben – das ist genau das, was die deutschen Erzeuger von Blumen und Pflanzen sowie die klassischen Blumengroßmärkte praktizieren. Sie haben dabei die Regional-Marke „Ich bin von HIER!“ ins Leben gerufen. Blumen und Pflanzen, die so gekennzeichnet sind, dürfen nicht weiter als 100 Kilometer von den jeweiligen Blumengroßmarkt, auf dem sie verkauft werden, produziert sein. Es sind also heimische Produkte mit kurzen Transportwegen und somit geringem CO2-Ausstoß.

Es ist allerdings so, dass nicht alle heimischen Blumen und Pflanzen mit dem Markensymbol ausgezeichnet sind. Daher sollten Konsumenten, die im Floristik-Fachgeschäft, auf dem Wochenmarkt oder im Garten-Center Blumen oder Pflanzen kaufen, einfach danach fragen, ob die jeweiligen Produkte auch aus heimischer Produktion stammen. Sie müssen bei ihrer Kaufentscheidung dann noch nicht einmal „Wohlstandsverlust“ in Kauf nehmen, denn die Produkte „von hier“ sind nicht teurer als die anderen.

Foto: S. Wüstemann, Blumengroßmarkt Köln

 

Europameisterin in Düsseldorf

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Ihren ersten Auftritt in Deutschland nach dem Gewinn der Europameisterschaft der Floristen/innen wird Hanneke Frankema auf dem Blumengroßmarkt (BGM) in Düsseldorf absolvieren. Die Niederländerin gewann den Europa-Cup im August im polnischen Kattowitz. Immerhin 16 Teilnehmer/innen gingen dort an den Start, Zweitplatzierter wurde Gabor Nagy aus Ungarn, die Bronzemedaille holte sich der Deutsche Michael Liebrich, der sein Blumenfachgeschäft in Baden-Württemberg führt.

Der Wettbewerb stand in diesem Jahr unter dem Thema Musik, sechs unterschiedliche Werkstücke mussten erarbeitet werden. Danach kamen die sechs Bestplatzierten in die Endrunde, in der eine weitere floristische Kreation erarbeitet werden musste. Wie eng die Spitze der europäischen Floristen/innen beieinander liegt, zeigt die von einer internationalen Fachjury vergebene Punktzahl: Hanneke Frankema 506,88 Punkte, Gabor Nagy 503,24 Punkte, Michael Liebrich 498,40 Punkte.

Dass der erste Auftritt der frisch gekürten Europameisterin in Deutschland auf einem Blumengroßmarkt, in diesem Fall in Düsseldorf, veranstaltet wird, ist kein Zufall. Die Blumengroßmärkte sind nicht nur führend bei der Vermarktung regional produzierter Blumen und Pflanzen, sondern auch traditionell aktiv bei der Fort- und Weiterbildung. Dazu gehören auch solche hochkarätigen Fach-Events wie nun auf dem Blumengroßmarkt Düsseldorf. Solche Veranstaltungen und der damit zusammenhängende Informationstransfer sind sicher auch ein Grund, warum die deutsche Floristik in Europa eine Spitzenposition einnimmt. 

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Mit Hanneke Frankema hat der Blumengroßmarkt Düsseldorf eine absolute Top-Floristin engagiert. Schon 2012 gewann sie in Barcelona den „World Flower Cup“ und 2018 die nationale Meisterschaft in den Niederlanden. Sie arbeitet freiberuflich – nicht nur in Europa, sondern ebenfalls in Asien und Amerika. In der Fachwelt bekannt ist sie für ihre Variationsbreite in der Gestaltung, sie selbst sagt, dass sie „gerne mit Farben und Formen experimentiert“ und ihr insbesondere „der Kontrast von Naturmaterialien mit anderen Werkstoffen gefällt“.

Besonders großes Echo erzielte sie 2017 auf der Veranstaltung „Flower Art“ im niederländischen Schloss Groeneveld, wo sie für den Eingangsbereich einen floralen Kronleuchter entwarf. In Belgien kreierte sie anlässlich der „Fleuramour“ eine Blumeninstallation von 10 Metern Durchmesser und 8 Metern Höhe. Nicht weniger als 12.000 Blumen wurden dafür benötigt.

So viele Blumen wird sie auf dem Blumengroßmarkt Düsseldorf wohl nicht verarbeiten. Sicher kann man aber sein, dass das Fachpublikum dank der Initiative des BGM der Landeshauptstadt Spitzen-Floristik sehen wird - und darunter auch viele regional produzeierte Blumen sein werden. Denn gerade im Herbst bieten die heimischen Gärtnereien eine enorme Vielfalt an Sorten und Farben.

Gaultherien und ein Sieg für den Klimaschutz

Vielen Pflanzenliebhaber, die nun Gärten, Balkone und Terrassen mit typischen Herbstblühern schmücken, ist nicht bewusst, wieviel Mühe und Know-how notwendig sind, damit die Pflanzen überhaupt ihre Pracht entfalten können. Etwa Gaultherien, die aufgrund ihrer weißen Blüten, roten Beeren und grünen Blätter (die sich im späten Herbst in ein tiefes Rot verfärben) sehr populär geworden sind. Gaultherien sind nur mit großem Aufwand zu kultivieren, daher sind es nicht selten große spezialisierte Betriebe, die sich dieser Kultur widmen. Leider ist es aber so, dass die Ware dann so manches Mal viele hundert Kilometer transportiert werden muss, um die Empfänger zu erreichen.

 lehr 2Die idyllisch gelegene Gärtnerei Lehr in Heidenheim an der Benz.

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Thorsten Lehr führt die Gärtnerei gemeinsam mit seiner Mutter.

Das ist bei den Gaultherien von Thorsten Lehr nicht der Fall, denn sie werden regional in Heidenheim an der Benz produziert und über den nahegelegenen Blumengroßmarkt Ulm vermarktet. Kurze Wege gleich geringe Umweltbelastung – das ist einer der Gründe, warum der noch junge Gärtner diese komplizierte Kultur für die Blumenfacheinzelhändler in und um Ulm herum produziert.

Schwierig ist die Kultur aus verschiedenen Gründen. Die Beeren der Gaultherien gibt es nur, wenn die Bestäubung durch Bienen oder Hummeln erfolgt. Die sind bekanntlich rar geworden – doch nicht im Umfeld der Gärtnerei Lehr. Wiesen, Wälder und Sonnenblumenfelder umgeben die idyllisch gelegene Gärtnerei – es summt und brummt. Gaultherien benötigen zudem einen speziellen ph-Wert des Wassers. Daher mischt Thorsten Lehr sein Brunnen- mit Regenwasser.

Eine kompakte Form bekommen die Pflanzen nur dann, wenn sie ab Juni direktes Sonnenlicht erhalten. Ein großer Teil der Gewächshausfläche der Gärtnerei Lehr ist mit Folie überdeckt, die sich problemlos abmontieren lässt. Gaultherien stehen von Mitte April bis in den Herbst in den Gärtnereien. In dieser langen Zeit müssen die Pflanzen stets gepflegt und beobachtet werden. Es darf keine Staunässe geben, die Nährstoffwerte dürfen nicht zu hoch sein, regelmäßig müssen Substratwerte analysiert werden, die Anfälligkeit für Pilzerkrankungen darf nicht aus dem Blickfeld weichen. All dies ist natürlich den meisten Pflanzenfreunden, die sich im Herbst über die Pracht dieser Moorbeetpflanzen erfreuen, kaum bewusst. Wer also denkt, dass der Beruf des Zierpflanzengärtners easy ist, der erfährt am Beispiel der Gaultherien das Gegenteil.

Für Thorsten Lehr, der die Gärtnerei gemeinsam mit seiner Mutter Martina führt, waren die Gaultherien 2021 die erste neue Kultur, die er selbstständig aus der Taufe gehoben hat. Rund 10.000 Pflanzen hat er im ersten Jahr produziert – und alle in der unmittelbaren Region verkauft. Für dieses Jahr hat er die Produktion verdoppelt, auch diese Menge wird in und um Ulm herum verkauft. Es müssen also keine dieser wunderschönen Herbstpflanzen mehr viele hundert Kilometer aus den Niederlanden und dem niederrheinischen Grenzgebiet in den Süden Deutschlands transportiert werden. Ein Beweis für die Wichtigkeit regionaler Zierpflanzenproduktion. Und ein Sieg für den Umwelt- und Klimaschutz.

Blumen in Bilder bannen

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Die landläufige Meinung ist: Wer sich die Floristik als Berufsziel auswählt, der gestaltet in einem Blumengeschäft Sträuße und verkauft sie dort an Kunden. Das ist schon richtig, doch wie jedes andere Berufsfeld hat auch die Floristik an den „Rändern“ eine große Vielfalt ungeahnter Tätigkeitsfelder. Eins davon ist die Fotografie. 

Diese hat bezüglich der Floristik in den vergangenen Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen. Waren Floristik-Fotos einst hauptsächlich für Printmedien relevant, so hat sich dies durch die Social-Media-Kanäle deutlich geändert. Kaum ein Blumenfachgeschäft verzichtet heute auf eine Stammkundeninformation über Social-Media, dabei sind Fotos in der Regel deutlich wichtiger als textliche Informationen. In vielen Blumenfachgeschäften übernehmen die jüngeren Mitarbeiter diese Aufgabe – ein weiteres Betätigungsfeld in einem an sich schon vielseitigen Beruf.

Gefragt sind aber auch weiterhin Profi-Fotografen, insbesondere für Fach- und Publikumsmagazine. In der Branche gibt es nicht viele „Könner“, denn die Darstellung von Blumen erfordert ein spezielles Gespür. Einer dieser Profis ist Martin Wagenhan, der in der Vergangenheit viel mit der Floral-Designerin Sarah Hasenhündl zusammengearbeitet hat und wie sie in der Region Karlsruhe lebt und arbeitet.

Herrn Wagenhan

Martin Wagenhan kommt beruflich ursprünglich aus der People-Fotografie, er hat aber ebenfalls Reportagen fotografiert. Als Floristik-Fotograf zeichnet ihn insbesondere sein Gespür für ungewöhnliche Perspektiven aus, die den gestalteten Kreationen noch einen zusätzlichen Reiz geben. Zudem versteht er es, die Werkstücke in einem passenden, ungewöhnlichen Ambiente zu fotografieren – wie die Bilder der Herbstfloristik von Sarah Hasenhündl an dieser Stelle eindrucksvoll zeigen.

Martin Wagenhan gehört ebenfalls zu den Menschen, die mit Blick auf unsere Umwelt von den Vorteilen regionaler Produkte überzeugt sind. Zu Beginn der Corona-Pandemie, als die Fotografen zu den Berufsgruppen gehörten, die von einem Tag auf den anderen kaum mehr Aufträge erhielten, sattelte er kurzerhand zum Bäcker um. Er machte für die erweiterte Nachbarschaft Brot – und nutzte dafür ausschließlich Produkte aus der Region Karlsruhe. Das (und der gute Geschmack des Brotes) brachte ihm einen festen Kundenkreis von Konsumenten ein, die wie er ebenfalls die regionale Produktion aus Überzeugung unterstützen.